Seit einem halben Jahr habe ich mich in Kenia darauf vorbereitet, und eigentlich schon deutlich länger davor in Deutschland. Gestern war es endlich so weit: Ich habe mein erstes Seminar für Kleinstunternehmer gehalten!
Die sieben Teilnehmer kamen alle aus Kibera, Kenias größtem Slum mit circa einer Million Einwohnern, und alle sind in unterschiedlichen Branchen aktiv. Der junge Mann mit dem Schal (wegen der Regenzeit haben wir bitterkalte 20 Grad in Nairobi) verkauft z.B. Tomaten und Zwiebeln, der Herr rechts hinter ihm betreibt einen Friseursalon (sprich er schneidet Haare in einer Wellblechhütte), ein weiterer hat sich mit zwei Kollegen ein Moppet gekauft und fährt Menschen und Waren gegen Gebühr ans Ziel. Fast alle Teilnehmer haben zwei bis vier Kinder und halten sich mit ihren Unternehmen mehr schlecht als recht über Wasser. Ziel der Seminare ist, ihre Einkünfte zu stabilisieren und zu erweitern, damit sie selbstständig für sich und ihre Familien sorgen können.

Kollegiale Beratung: Ein Teilnehmer erklärt sein Unternehmen und ein zentrales Problem darin, die restlichen Teilnehmer versuchen zu helfen.
Ein zentrales Element des ersten Seminars war die s.g. „Kollegiale Beratung“. Ein Teilnehmer erläutert sein Unternehmen und ein Kernproblem oder eine Schlüsselfrage. Daraufhin beraten die restlichen Teilnehmer den Kollegen mit Hinweisen, Ratschlägen oder Tipps. Diese Technik ist besonders stark, denn die Lösung kommt aus der eigenen Kultur und dem gleichen Umfeld. Ich war positiv überrascht, welch kreative Dynamik sich entwickelt hat. Es gab zahlreiche „Aha-Effekte“, sowohl bei den Teilnehmern, als auch bei mir!
Am Ende sollte jeder Teilnehmer EINE Schlüsselerkenntnis aufschreiben, wobei die Teilnehmer zu meiner Freude bis zu sieben Punkte notierten. Die Schlüsselerkenntnis bildet gleichzeitig die Hausaufgabe, die sie während der laufenden Woche in die Tat umsetzen sollen. Nach einer Woche treffen wir uns zum zweiten Seminar und ich bin gespannt über ihre Berichte…
Hallo Sven,
das ist ja kaum zu glauben, dass die Männer und Frauen aus einem Slum kommen. Sie nehmen Dein Angebot ja wirklich sehr ernst und kommen sehr gepflegt zu dem Seminar. Die Gesichter sind konzentriert und freundlich. Ich wünsche Ihnen – und auch Dir – dass alle aus diesem Projekt gewinnen und etwas positives daraus entstehen kann.
Danke für Deinen Bericht, es macht Freude, Deine Arbeit in Afrika zu verfolgen!
Und alles Gute weiterhin für Euch.
Magdalena