Im November war ich in der Kibera Girl’s Soccer Academy eingeladen, eine Art Sportgymnasium im Slum Kibera. Dort habe ich mit ca. 25 Abiturientinnen eine Woche lang mein Business Seminar gehalten.
Das spannende war für mich, zum ersten Mal mit einer Gruppe zu arbeiten, die noch keine Erfahrungen mit eigenen Geschäften gemacht haben. Während des Seminars haben sich Interessengruppen von 2 bis 4 Personen gebildet, die sich in der gleichen Branche selbstständig machen möchten. Die Interessengruppen reichten vom Schuhhandel über Restaurant bis zum Fotostudio. Und in einer Mädchenschule durften natürlich Kosmetikvertrieb und Haarsalon nicht fehlen! So wurde das Seminar sehr konkret.
An einem Tag sind die Interessengruppen in den Slum gegangen und haben Geschäftsleute aus ihrer Wunschbranche interviewt. Wie haben sie angefangen? Was waren die größten Probleme? Was würden sie jemandem raten, die sich in der Branche selbstständig machen möchte? usw. Das war besonders Hilfreich für die jungen Damen.
Zum Ende des Seminars hat jede Gruppe einen eigenen Businessplan geschrieben, mit dem sie z.B. bei Familie oder Freunden um Unterstützung werben (Startkapital leihen) oder gar einen Micro-Kredit bei einer Bank beantragen können. Und natürlich gab es schöne, bunte Teilnahmezeugnisse. Ganz wichtig!
Ich war sehr beeindruckt von der Kreativität der Mädchen und hätte gerne mal ihre Lebensgeschichten erfahren. Aber das hat sich nicht ergeben bzw. wäre vielleicht auch nicht angebracht gewesen. Die schriftliche Feedback-Runde am letzten Tag war auf jeden Fall überwältigend! Von „Jetzt traue ich mir zu, ein Geschäft zu eröffnen“ bis zu „Dieses Seminar hat mein Leben verändert“ 🙂 war alles dabei. Und der Programmkoordinator der Schule hat mir mehrfach gesagt, das sei das beste Seminar, das die Schule je hatte. Das nächste Jahr ist auf jeden Fall schon gebucht.
Mir hat es sehr viel Freude gemacht, auch wenn es sehr arbeitsintensiv war. Ich habe teilweise bis in die Nacht hinein mein Programm für den nächsten Tag umgeschrieben und neue Aufgaben erstellt, weil mir konkreter Bedarf aufgefallen ist. Schön war, dass wir eine ganze Woche Zeit hatten, so konnte ich auf die einzelnen Interessengruppen eingehen und mir Zeit für jede Gruppe nehmen.
Es ist sehr ermutigend wenn man erfährt, dass die Arbeit den Leuten wirklich konkret etwas bringt.